Als ich am Sonntag nach einer intensiven Woche Arbeiten und Wohnung aufräumen ziemlich geschafft am Gate des Genfer Flughafens auf das Einsteigen wartete, habe ich in der Wettervorhersage gesehen, dass in New York Temperaturen um die 30 Grad Celsius herrschen. Vor lauter nassem und kaltem Schweizer-Sommer habe ich vergessen, dass es nicht überall auf der Welt solch ein Wetter sein muss. Zugegeben; innerlich hatte ich ordentlich geflucht und mich getadelt, weil ich ausser meinen Trekkingturnschuhen keine grossstadttauglichen Schönwetterschuhe eingepackt hatte. Ferner sind auch sämtliche kurze Hosen in den “Überwinterungsschrank” gewandert am letzten Freitag.
Inzwischen bin ich drei Tage in dieser gigantischen, heissen Metropole. Keine Sekunde habe ich seit meiner Ankunft am Sonntag Nachmittag über das superschöne Wetter geflucht. Ich geniesse es sehr, diese Stadt ohne Regen und Kälte zu erleben (so war es nämlich im Mai letztes Jahr). Ich gehe stundenlang zu Fuss durch menschenüberfüllte Strassen, lege mich in einem der unzähligen Parks in die Sonne und kühle mich in einem klimatisierten Café bei einem Eiskaffee -oder Tee ab.
Gesten Abend ging ich etwa eine Dreiviertelstunde einer stark befahrenen Strasse in Brooklyn entlang. Gerne wollte ich ans Ufer des East Rivers gehen und dort am Wasser flanieren. Die Strecke dahin zeigte einige unschöne Seiten der Stadt. Verlassene Plätze, verlotterte Container und irgendwelche Dinge, die durch ihr herumliegen -/stehen unkenntlich geworden sind. Es gab ausser ein paar Joggern keine Menschen ausserhalb fahrbarer Untersätze. Ich dachte mir, dass ich bald umkehren müsse, weil ich nicht im dunkeln diesen Weg zurück gehen will. Irgendwann wurde die Gegend wieder etwas freundlicher, viele jüdische Kinder spielten auf den Trottoirs und kurvten mit ihren Velos wild die Strasse auf und ab. Ich fand mich an der Fähranlegestelle von South Williamsburg wieder. Wo ich kurzerhand ein Ticket kaufte und mit der Fähre etwa drei Minuten Flussabwärts zur Brooklyn Bridge fuhr.
An der Waterfront war ich dann wieder in bester Gesellschaft mit anderen Touristen, welche sich gegenseitig vor der Skyline Manhattans in der Dämmerung ablichteten. Unzählige Jogger rannten durch die Menschenmenge und alle paar Minuten hüpfte ein reiferer Herr mit fetten Kopfhörern auf den Ohren halb joggend, halb tanzend durch die Menge und hat was weiss ich vorgeführt. Ich schätze er gehört zu dem Typ Mensch, der vor allen Dingen Aufmerksamkeit braucht bei dem was er tut. Der Unterhaltungswert war hoch und ich habe mich amüsiert ihn zu beobachten und ebenso die Touristen, die ihn auch beobachteten und tuschelten, sobald er mit seinem neonorgangen Outfit wieder angesprungen kam.
Nun bleibt mir noch der morgige Tag, New York in seiner einzigartigen Stimmung zu geniessen -hier soll der Sommer ähnlich Kalt und Feucht gewesen sein wie in der Schweiz. Ich habe noch einiges zu organisieren betreffend meiner Weiterreise nach Canada.
Am frühen Freitagmorgen geht nämlich mein Zug nach Montréal.