Myanmar (Burma)

Vorne weg; wir sind eine Woche früher aus Myanmar zurück, als ursprünglich geplant. Der Hauptgrund ist, dass es nicht möglich war, auf dem Landweg nach Südwestchina auszureisen. Für uns Touristen ist es verboten uns in die Grenznahe Gegend zu begeben, weil dort politische Unruhen mit dem grossen Nachbarn China vorherrschen. In Bhamo (Nordostmyanmar) hat man uns erzählt, dass man selbst in der Ortschaft die Schüsse der Kämpfe hören konnte (etwa eine Woche vor unserem Aufenthalt in jenem Ort). Grund der Unruhen sind die Forderungen der Chinesen, eine Staumauer in Myanmar zu errichten, um Strom zu gewinnen. Soweit so gut. Nur, der Strom soll zu 90% nach China exportiert werden… Will heissen, die Nebenwirkungen des Staudammes würden alle zu Lasten des Schwellenlandes Myanmar gehen. Und diese sind gravierend! Bei einer Errichtung des Staudammes würden mehrere Tausend  Menschen ihre Existenz verlieren. Betroffen davon ist vorwiegend die Landwirtschaft (Reisanbau) und die Fischerei. Heisst konkret: Kein Wasser, kein Leben. Aus unserer Sicht alles logische Folgen eines derartigen Projekts. Die lächerlichen 10% Strom, die das Land für sich verwenden dürfte ist in Anbetracht der massiv unterentwickelten Stromversorgung ein Tropfen auf den heissen Stein. Bedeutet konkret: Die Menschen in Myanmar haben ausser den negativen Folgen von einem derartigen Projekt keinen Nutzen für sich selbst.

Dies eine erste Geschichte aus dem Land, in welchem die Menschen zum Teil leben wie Ratten -und andere wie Gott in Frankreich.

Nun aber zu unserer Reiseroute, die wir zurückgelegt haben. Nach Ankunft in Yangun (ehemalige Hauptstadt) im Süden des Landes sind wir mit dem Nachtzug richtung Norden in die zweitgrösste Stadt gefahren. Nach gut 20 Stunden überaus holperiger Zugfahrt im Schlafwagen kamen wir bestens durchgeschüttelt in Mandalay an. Dort spürten wir bereits das kühler werdende Winterklima eines Tropischen Landes. Ursprünglich war geplant, dass wir dort einen 10-Tageskurs in einem Vipassana Meditationszentrum sitzen wollten. Noch während der Registrierung wurde festgestellt, dass wir nicht mit einem Meditationsvisa eingereist sind, sondern mit einem normalen Touristenvisa. Die Botschaft in Bangkok hat uns trotz schriftlicher Empfehlung (die wir selbstverständlich für die Visabeantragung vorgelegt haben) kein Meditationsvisum ausgestellt. Das Meditationszentrum seinerseits hat die Auflage, dass Ausländer mit Touristenvisum sich nicht im Zentrum aufhalten dürfen. Leider wurde uns diese Tatsache nicht kommuniziert -bis wir im Zentrum waren. Diese „Ausladung“ hatte zur Folge, dass wir noch am selben Abend mit einem Geschäftsmann, der seine Ehefrau ins Zentrum gefahren hatte, zurück in die Ortschaft mitnahm und wir dann gegen 21h abends auf Zimmersuche gingen.

Dann hiess es, dass wir unseren Aufenthalt in Myanmar anders zu gestalten haben, als ursprünglich gedacht. Wir entschieden uns weiter mit dem Zug nach Norden zu reisen und dann von Bhamo mit dem Schiff auf dem Irrawady in einer dreitägigen Reise zurück nach Mandalay tuckern. Die Dame in der Reiseagency hat unser Anliegen nicht ganz verstanden und hat uns ein Zugticket ausgestellt, das uns bis in die nördlichste Stadt des Landes bringt (die nördlichste Stadt, in welche Touristen legal reisen dürfen). Mytchina heisst dieser Ort und ist auf dem selben nördlichen Breitengrad wie das chinesische Kunming. Die Zugfahrt dorthin war eine Tortour! Wir hatten für 36US$ ein Ticket für die upper class (Einheimische bezahlen für die selbe Dienstleistung US$ 8.-) gebucht und unser Wagen war wohl mit upper class angeschrieben, leider aber enthielt dieser keine Sitzlehnen, die man zurücklehenen konnte. In diesem Zug inmitten Birmanischer Frauen mit ihren Kleinkindern auf dem Schoss reisten wir innerhalb 24h Richtung Norden. Die Spitzengeschwindigkeit eines solchen Zuges liegt bei etwa 70km/h (Berechnung mit GPS) und seit der Erbauung des Bahntrassees durch die Engländer vor etwa 150 Jahren, wurde kaum mehr etwas an den Schienen gemacht. Das heisst, es holpert unentwegt. Manchmal hüpft der Zug buchstäblich über die Schienen. Immer wieder wurden wir gefühlte 30cm von unserer Sitzfläche Richtung Decke geworfen und wenn wir dann unsanft auf unserem Hinterteil wieder gelandet waren, kam auch schon die nächste “Bodenwelle”. Der Zugkenner an meiner Seite hat sich mehrmals gewundert, dass der Wagen weiterhin auf den Schienen weiterfuhr. Während dieser Zugfahrt haben wir immer wieder feststellen müssen, dass die Einheimischen diese Tatsache mit einem enormen Gleichmut entgegen nehmen! Es ist holprig, die Sitze einigermassen unbequem und in einem Asiatischen Zug sind niemals die Fenster geschlossen… Was jammere ich hier?! Stephan und ich sind gut ausgerüstet und haben den Schlafsack über uns ausgebreitet -so hatten wir es kuschelig warm. Abends um neun haben alle unsere “Nachbarn” geschlafen und wir konnten und konnten keinen Schlaf finden. Dann sassen wir also in diesem Schüttelbecher auf Schienen unter unserem kuschelig warmen Schlafsack und sinnierten, dass es sich nun anfühlt, wie zu Hause eingemummelt vor dem Fernseher. Auf meinem Laptop gibt es genau einen gespeicherten Film -und den haben wir uns dann mitten in der Nacht im Zug Richtung Nordmyanmar angeschaut -das Sofafeeling wollte dennoch nicht richtig aufkommen, aufgrund des holperigen Untergrundes blieb die Festplatte ein paar mal stecken… Der Kulturmix, in den wir uns durch das Filmschauen begaben, war einzigartig -wir haben “Berlin Calling” geschaut. Sozusagen sind wir in einer fremden Welt in unsere andere (inzwischen auch fremd gewordene) Welt zurückgetaucht. Tief in der Nacht fanden wir dann endlich auch unseren Schlaf und meine Wenigkeit schlief noch lange in den Morgen hinein, obschon rund um mich herum schon wieder buntes Treiben von Ess- und Trinkwarenhändlern herrschte, zeitweilen kreischende Kinder den Lärmpegel anhoben und jede Menge dreckig staubige Morgenluft uns umgab.

Es gibt einige andere Erlebnisse aus dem goldenen Land zu berichten, doch für heute lasse ich es gut sein. Ich weiss noch nicht, wann ich wieder die Muse habe zu berichten. Die Reise geht unentwegt weiter… Heute Abend geht’s auf nach Chiang Mai mit dem Overnightbus -12h Busfahrt. Dort werde ich morgen Stephan wieder treffen, der bereits gestern Abend los gezogen ist dorthin. Ich habe dafür heute den Tag in Bangkok und seine Vorzüge genossen und werde in gut 1.5h Richtung Norden im Bus sitzen.

In den nächsten Tagen wollen wir nach Nordlaos aufbrechen. Die Grenze überqueren wir in Huoxai -wo ich vor knapp 6 Jahren von Laos nach Thailand eingereist bin. Über Nordlaos wollen wir dann nach China einreisen -und diesmal rechnen wir, dass der Plan der Ausreise auf dem Landweg auch wirklich umzusetzen ist. Von da aus ist Kunming auf der Routenplanung. Anschliessend an China wollen wir die Grenze zu Vietnam im Norden überqueren und dann weiter nach Hanoi und weiter südlich. Je nach Zeitplan werden wir auf dem Landweg nach Kambodscha fahren oder wir fliegen von Vietnam zurück nach Bangkok. Das Ziel ist sehr klar: Spätestens am 2.2.2012 muss meine Wenigkeit zurück in Bangkok sein, denn am darauffolgenden Tag habe ich mein lang ersehntes Visa Interview bei der US-Amerikanischen Botschaft. Letztendlich darf ich nur mit diesem Visa in die Staaten einreisen und studieren.

Soweit die News aus Südostasien. Wetter Bangkok: 30°C, Sonnenschein, 16.40h

Frohe Festtage wünsche ich Euch allen und geniesst den (Pulver)Schnee!!! Susan

3 Gedanken zu “Myanmar (Burma)

  1. was ich noch vergass: Deine Phalaenopsis macht einen Blütentrieb… wenn sie blühen wird, schicke ich Dir ein Foto

  2. Liebe Sue, was für Erlebnisse, welch Abenteuer und neue Erfahrungen… Ich hoffe, Dir und Euch bleibt die Lust und Freude am Weiterreisen noch lange erhalten. Jetzt also im Land der Hundeesser (so sagt man – und der Bernhadiner sei für die Chinesen der beste Fleischhund :-). Was den Weihnachtsrummel betrifft habe ich nicht viel davon mitbekommen. Rüdiger und ich waren auf Madeira wandern, genossen angenehme 20°C und täglich Sonnenschein. Kaum zurück sagte ein Schnupfen Hallo. Er verabschiedet sich aber auch schon wieder. Meine Tibitsbesuche reduzieren sich auf Chai-Take Away, wenn Du nicht da bist.
    Ich hoffe, es geht Dir und Euch gut und wünsche Euch eine ganz gute Zeit. Der Rutsch ins neue Jahr dürfte heuer mit chinesischem Champagner und Frühlingsrollen (oder so) gut gelingen.
    Herzlich
    rachel

  3. Hey my dearest Wonderbibe! I ghöre soo gärn vo Dir, vo au dene Km u Fahrte wo Du dürläbsch. I bi geng chli nidisch, wüu so butterzart wie Di Arsch vom Umefahre wird – u mis Fleisch lahm u stiff uf mim Bürostuehl im Gfängnis chläbt u d’Chälti mir i de Chnoche hocket. Die wunderschön wyssi Winterlandschaft het em Wiehnachtstouwätter müesse wiche u so isches nume no chaut, nass u grau bi üs im Bärnbiet. I bi am güetzele u es macht sich e friedlechi Stimmig breit, so gani gelasse u zfriede uf die Festzit zue us däm aute Jahr ids Neue übere. I wünsche Dir eifach z’beste uf dim Trip, mögen die Visa – äh VishnuGötter Dir über alle Grenzen helfen und Dir Dein Weg immerzu freundlich entgegen kommen.
    Ha Di lieb.
    Sime

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